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Schulfahrten im Trend: "größer, weiter, teurer"

Was früher eine eintägige Fahrt an die Ostsee oder in den Harz gewesen wäre, ist heutzutage eine mehrtägige Reise ins Ausland.

Die Reiseziele für eine Abschlussfahrt werden immer exotischer - und somit auch teurer. Es geht nach Spanien, Kroatien oder Italien, auch europäische Metropolen wie London und Amsterdam sind beliebt. Allerdings gibt es ein Problem, über das wenige Schüler und Eltern gern reden: Die Kosten sind nicht für alle tragbar. Außerdem sind derartige Reisen in puncto Nachhaltigkeit nicht vertretbar.

Warum geht man auf Klassenfahrt?

Bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts war es üblich, Schulwanderungen zu unternehmen. Die erste Wanderung dieser Art soll 1853 stattgefunden haben. Gemeinsam mit seiner Schulklasse wanderte der Pädagoge Karl Volkmar Stoy von Jena zum Großen Inselsberg südlich des Rennsteigs im Thüringer Wald. Im 20. Jahrhundert begannen Schulen, Aufenthalte in Schullandheimen zu organisieren. Der Gedanke hinter der Schulreise ist einfach: Sie soll die Verbundenheit der Schüler untereinander stärken.

Ob dies auch tatsächlich der Fall ist, bleibt dahingestellt. Es gibt immer wieder Schülerinnen und Schüler, die sich gegen Schulfahrten sträuben. Gelegentlich sind es auch kulturelle bzw. religiöse Gründe, die die Lernenden davon abhalten, an einer Schulfahrt teilzunehmen. Für die meisten bietet eine Klassenfahrt jedoch eine ersehnte Abwechslung vom Schulalltag. In den ersten Klassenstufen begnügt man sich in der Regel mit einem Ausflug, in den höheren Klassenstufe ist eine Übernachtung üblich.

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Welche Destinationen sind am beliebtesten?

Eine Klassenfahrt sollte immer einen wissenschaftlichen Hintergrund haben und der Bildung dienen. Deshalb fährt man im Leistungskurs Deutsch beispielsweise gern nach Weimar, während Rom unter Lateinern hoch im Kurs steht. Nach London oder Schottland fährt man, um seine Englischkenntnisse zu verbessern. Auch Holland, Frankreich und Belgien erfreuen sich großer Beliebtheit, zumal diese Länder an Deutschland grenzen.

Für Abschlussfahrten stehen Spanien, Italien und Kroatien ganz oben auf der Liste. Kein Wunder, denn in diesen Ländern ist es warm, außerdem lockt das Meer. Viele Reiseziele in Spanien, Italien und Kroatien sind als Partyhochburgen bekannt. Heutzutage steht Spaß auf einer Abschlussfahrt im Mittelpunkt. Es geht weniger darum, das Ende der Schule zu begehen. Stattdessen möchten die meisten Schülerinnen und Schüler täglich bis spät am Abend spielen und feiern.

Wer trägt die Kosten für eine Klassenfahrt?

In der Regel sind es die Eltern, die für die Klassenfahrt aufkommen müssen. Da Klassenfahrten im Allgemeinen und Abschlussfahrten im Besonderen immer teurer werden, können viele Eltern die Kosten kaum stemmen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine Familie mehrere Kinder hat. Nicht selten passiert es, dass Geschwister fast gleichzeitig eine Klassenfahrt unternehmen. Für die Familie fallen dann entsprechend hohe Kosten an.

Auch von offizieller Seite spricht man sich für höhere Kosten aus. 2022 hat das hessische Kultusministerium beschlossen, die Kostenobergrenzen für Schulfahrten zu verdoppeln. Im Inland dürfen Abschlussfahrten oder mehrtägige Klassenfahrten 600 Euro kosten. Wenn es ins Ausland geht, liegt die Obergrenze bei 900 Euro. Für viele Familien sind diese Kosten zu hoch. In einigen Fällen kann man finanzielle Unterstützung beantragen.

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Wie kann man eine Abschlussfahrt nachhaltiger gestalten?

In Anbetracht der hohen Kosten suchen viele Schulklassen nach Alternativen für die Abschlussfahrt. Darüber hinaus spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Dennoch wünscht sich niemand die Zeiten zurück, als eine Wanderung noch als Höhepunkt des Schuljahres galt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Kosten ebenso wie den ökologischen Fußabdruck einer Abschlussfahrt reduzieren kann:

Nähere Reiseziele wählen

Auslandsreisen sind nur in den wenigsten Fällen nachhaltig. Deshalb raten Experten inzwischen zu näheren Destinationen. Das Kolosseum in Rom oder der Big Ben in London sind zwar Sehenswürdigkeiten, die man einmal im Leben gesehen haben muss. Doch muss dies nicht zwingend auf einer Klassenfahrt geschehen.

Römische Architektur gibt es auch in Deutschland zuhauf: Trier wurde von den Römern im Jahr 16 v. Chr. gegründet. In der Stadt befinden sich bis heute zahlreiche römische Bauwerke. Die Stadt an der Mosel ist die älteste Stadt Deutschlands und liegt mitten in einem weltberühmten Weinbaugebiet. Da schwingt ganz bestimmt ein Hauch französischen Flairs mit. Eine Abschlussfahrt nach Trier lässt sich mit einem Besuch der Mosel verbinden.

Innerhalb Deutschlands ist natürlich Berlin zu empfehlen. Touristen aus der ganzen Welt zieht es in die Bundeshauptstadt, die sich mit einer einzigartigen Vergangenheit rühmen kann. In Berlin ist für jeden etwas dabei: Hier kann man den besten Musikern im Park zuhören, tolle Galerien mit Street-Art besuchen oder Kunstschätze aus mehreren Jahrhunderten in den vielen Museen bewundern. Das Beste daran ist, dass die Spreemetropole zu den günstigsten Großstädten Europas zählt und trotzdem zahlreich schöne Unterkünfte bietet.

Wenn man jedoch bereits in Berlin lebt, bieten sich andere deutsche Städte für eine Abschlussfahrt an. Eine solche Alternative ist München: Die bayerische Landeshauptstadt ist schick und von Bergen umgeben. Hier kann man wandern, den wunderschönen Chiemsee mit seinen prunkvollen Schlössern besuchen und in mehrere faszinierende Epochen der deutschen Geschichte eintauchen.

Soll es dennoch ins Ausland gehen, bieten sich Reiseziele wie Prag oder Wien an. Diese Städte sind für ihr umfassendes Kulturprogramm bekannt und lassen sich problemlos mit der Bahn erreichen. Von Berlin nach Prag dauert die Fahrt knapp sieben Stunden. Um Wien zu erreichen, braucht man eine Stunde mehr. Auch Amsterdam ist ein tolles Ziel für eine Abschlussfahrt. Von Nordrhein-Westfalen aus ist man in knapp neun Stunden auch schon in der niederländischen Hauptstadt, in der so richtig die Post abgeht.

Die Amalfi- oder die Adriaküste sind zwar wunderschön, doch auch Deutschland verfügt über malerische Küstenlandschaften. Von Sankt Peter-Ording bis hin nach Rügen reihen sich Badeorte an der Nord- und Ostseeküste aneinander. Günstig ist es in den berühmten Seebädern zwar nicht, dafür kann man jedoch eine Reise in eines der verschlafenen und weniger bekannten Küstendörfer unternehmen. Vielleicht lässt sich eine Abschlussfahrt mit Wattwanderungen und langen Abenden bei einer Tasse Ostfriesentee zwar nicht mit einer Partyreise nach Italien oder Kroatien vergleichen. Dafür kann man aber ein gutes Gewissen haben, nachhaltig gewesen zu sein.

Kreativ sein

Die Abschlussfahrt ist die letzte Gelegenheit, um den Zusammenhalt der Klasse voll auszukosten. In der Schule werden oftmals Freundschaften fürs Leben geschlossen. Möchte man die letzten Tage mit den Klassenkameraden genießen, spielt das Wie eine größere Rolle als das Wo. Schließlich möchte man die Gelegenheit nutzen, in Erinnerungen zu schwelgen und neue Erinnerungen für spätere Klassentreffen aufzubauen.

Zuerst sollte man mit der zuständigen Lehrperson sprechen und mit der ganzen Klasse ein Konzept für die Abschlussfahrt entwerfen. Es lohnt sich, bei den Eltern der Mitschülerinnen und Mitschüler nachzufragen: Vielleicht kann jemand für ein paar Tage ein Haus in einer schönen Location zur Verfügung stellen?

Ist dies nicht der Fall, kann man eine nachhaltig geführte Unterkunft mieten. Vor allem abseits der beliebten Touristenpfade gibt es immer wieder tolle Angebote für wenig Geld. Das Programm sollte in der Klasse diskutiert werden. Statt auf Sightseeing und Feiern in einer Großstadt setzt man auf Wanderungen in der Natur oder Abenteuer auf einem Bauernhof.

Mit der Bahn reisen

Bisher galt es als typisch, eine Abschlussfahrt mit dem Bus zu unternehmen. Für weiter entfernte Reiseziele kam nur das Flugzeug infrage. Mittlerweile hat sich das geändert, denn immer mehr Klassen reisen mit der Bahn. Bahnreisen sind nicht nur nachhaltig, sondern auch angenehm. Man sitzt bequem und kann bei Bedarf jederzeit aufstehen. Die Bahn hat auch den Vorteil, günstig zu sein. Wer innerhalb Deutschlands reist, profitiert zudem von speziellen Tarifen.

Für bestimmte Destinationen ist auch eine Reise mit der Fähre erforderlich - beispielsweise dann, wenn es nach Großbritannien, Irland oder Skandinavien geht. Auch am Reiseziel sollte man versuchen, sich nachhaltig fortzubewegen. In einer Großstadt kann es eine gute Entscheidung sein, das Stadtzentrum zu Fuß zu erkunden. Die Umgebung lässt sich in der Regel problemlos mit der S-Bahn oder der Bahn entdecken.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem externen Redakteur: Elias Maynard